Sonntag, 18. Dezember 2016

von Nürnberg nach Hersbruck

Schon lange wollte ich mal wieder von Nürnberg nach Hersbruck laufen, am Alten Kanal entlang zur Schwarzach, dann hinauf bis Altdorf und dann nach Hersbruck über die Höhen queren. Gestern war es dann endlich so weit.


Mit Hannah fuhr ich in der S-Bahn bis Nürnberg Hbf, dort trafen wir Sophie und die beiden Mädels verbrachten einen Tag zusammen, bevor sie gemeinsam nach Hersbruck zurück fuhren.
Ich stieg in die nächste S-Bahn und fuhr einige Stationen weiter bis Nürnberg-Reichelsdorf.
Gleich vor dem S-Bahnhof beginnt der Wanderweg durch den Park und die Außenbezirke, der mich bis zum Alten Kanal brachte.


Über dem stehenden Gewässer war noch eine leichte Eisschicht, an den Wehren rann das Wasser durch die nicht ganz dichten Schleussen. Viel Ruhe, wenig Leute, die meisten aber mit Hund und "der-tut-nix-der-will-nur-spielen".
 

Einige Kilometer und Hunde später ging es mir dann doch "ordentlich auf den Sack", ständig von irgendwelchen Vierbeinern angekläfft, angeschnüffelt und zum Spielen aufgefordert zu werden. Von da an hab ich sie angemotzt, mal mehr mal weniger laut und deutlich. Natürlich gabs auch tolle Hunde, aber die wiegen den Ärger dann leider auch nicht auf.


In meinem Spezial-Laufrucksack (in Form einer Weste, liegt super am Körper an) hatte ich 1,5l Wasser, eine Dose "RedBull" für den Energieschub zwischendurch, eine Mini-Thermoskanne mit Kaffee (0,3l), einen Energieriegel und zwei Energie-Gels. Von der Anfahrt in der S-Bahn verstaute ich auch noch meine Daunen-Jacke im Rucksack und zur Reserve, falls ich irgendwo abbrechen müsste. Dazu hatte ich noch ein trockenes T-shirt (abbrechen im verschwitzten Zustand ist nicht gut...) und eine Tape-Binde (ähnlich Mullbine) falls ich mir unterwegs irgendwo die Haxen verstauchen sollte. Orientierung gab mir mein GARMIN-Handgerät, über das Smartphone lief Musik und Interview oder nix, je nach Bedarf.


Beim Brückkanal-Viadukt fließt die Schwarzach unter dem alten Kanal hindurch und ich wechselte den Weg. Von nun an gings der Schwarzach entlang Richtung Osten, bis Schwarzenbruck und dann weiter bis Altdorf-Rasch. Wiederum viele Kläffer die ohne Leine auf nix und niemand hörten. Bisweilen fluchte ich schon, wenn ich die Viecher nur in der Ferne ausmachte, ohne zu wissen, wie sie letztlich drauf waren. Ab Burgthann wurde es deutlich besser, hier begann das "Biberland".



Schon überlegte ich, ob es in diesem Abschnitt des Tales tatsächlich noch Biber gibt (man sieht so gar nichts von ihnen), aber dann kam ich zu der Stelle, an der sie sorgfältig ausgewachsene Bäume in alle Himmelsrichtungen gefällt haben. Kein Zweifel also.


Kurz vor Altdorf-Rasch zwickte mich ab und an ein schmerzhafter Krampf in der rechten Wade, der jedoch nicht richtig zuschlug und nur latent seine Anwesenheit kündigte. Durch Abschnitte von Gehen und Strecken ging es dann ganz gut. Ich wechselte aus dem Tal der Schwarzach hinauf zur Schleifermühle und erlief ein mir noch unbekanntes, herrliches Tal hinauf nach Eismannsberg. Dort kam ich in die Wolken bzw. Nebeldecke, die bis Hersbruck anhielt und die der Landschaft eine tolle Stimmung gab.


Schließlich querte ich auf breiten Wirtschaftswegen ("zur Loipe", von wegen...) bis Deckersberg. Dort legte ich meine Stirnlampe an und stieg vorsichtig durch die enge Schlucht hinunter nach Ellenbach. Ein herrlicher Weg, ich liebe diese Schlucht. Nur vorsichtig muss ich sein, mit 49km in den Beinen ist schnell mal auf dem wilden Weg ein Haxen umgeknackst.

Nach 6:20h laufe ich bei Dunkelheit im Furtweg ein. Mein Wasser ist aufgebraucht, ebenso alle Energiegels und Riegel. Alles hat gepasst, die Srecke war ideal und die Landschaft herrlich. Ab Altdorf war sie auch sehr ruhig, still und unaufdringlich. Liegt auch an dem Nebel, denke ich.

Anstrengend war es schon, mehr als ich dachte. Vielleicht hab ich noch etwas die 35km vom Brünnstein in den Beinen und ich bin die letzten Wochen nicht wirklich viel gelaufen. Aber immerhin.
Hannah und Sophie sind auch schon daheim. "Wasser marsch" und ab in die heiße Badewanne, ein Hersbrucker Landbier sagt "PLOPP" und ich denke "PROST !"

Dienstag, 13. Dezember 2016

Umrundung des Brünnstein und des Großen Traithen, Bayrischzell

Schon seit Tagen hab ich mich auf die Runde gefreut, und das Wetter hat auch hervorragend mitgespielt. Ich habe die Prognosen im Internet gecheckt und zur Sicherheit auch noch die Schneehöhen: blauer Himmel, bis zu 12°C, kein Schnee weit und breit. Alle Bedingungen sind bestens.



Die Runde ist im original eine MTB-Runde nach dem MOSER-Guide, und ich bin sie schon mit Holger vor rund 20 Jahren dort gefahren. Start und Ziel ist Bayrischzell. Sofort nach dem Start geht es steil hinauf nach Sudelfeld. Im Winter eine Skiabfahrt im schmalen Tälchen, jetzt aber nur ein planierter Wanderweg, der auf den Schnee und die Skifahrer wartet. Schnee gibts keinen, nur an einigen stellen Raureif. Dort wo das Wasser aus dem Berg tritt haben sich Eisplatten auf dem Weg gebildet. Ich kenne die Steigung und gehe es langsam an, etwa 150 Puls.


Oben am Ausgang zum Sudelfeld liegt das schöne Sudelfeldhotel fast verlassen da. Nix los hier, für mich perfekt. Noch vom Parkplatz unten auf dem Weg nach oben habe ich ein Stück eines Liftes gesehen, der sich bewegt hatte. "Vielleicht eine Revision der Anlage", denke ich mir, eine Vorbereitung, falls dann doch mal der Schnee kommt.
Als ich aus dem Wald komme, stehe ich tatsächlich vor einem schmalen Band einer sogenannten Skipiste. Auf der grünen Wiese haben sie mit ihren Schneekanonen ein Band gelegt. Das schmale, braun-grüne Tal ist mit Autos vollgestopft und einige Skifahrer ziehen ihre Schwünge. Zum Glück kenne ich den Weg hinunter, muss nur kurz die sog. Piste kreuzen und Fußspuren verraten, dass ich da nicht der erste bin. Es fühlt sich extrem komisch an, was die Menschen hier am Sudelfeld tun. 


Aus der Stille, in die Stille versuche ich zu fliehen, mache auch keine Fotos und hab die skurrile Szenerie schnell hinter mich gebracht. Ich verschwinde auf meiner Tour ins liebliche Auerbachtal, das haben sie wenigstens in Ruhe gelassen.


Ich mache mich weiter auf den Weg nach Tazelwurm, muss aber dauernd stehen bleiben um zu fotografieren und den Weg zu genießen. Herrlich. "Meins".


Der Auerbach selbst ist nicht eingefroren, aber immer wieder gibt es Eiszapfen an den kleinen Brücken, das Sonnenlicht bricht durch die vereisten Zweige der Bäume und verwandelt Eis zu Wassertropfen. Kurz vor dem Tazelwurm zieht der Weg hinauf und quert auf der Anhöhe bleibend hinüber Richtung Brünnstein und Brünnsteinhaus. Schöner gehts kaum...


Es ist kaum was los. Nur ein paar Menschen arbeiten hier und da an den Wegen, schneiden etwas zurück, wollen vorbei. Ab und eine Gruppe Wanderer. Ruhe, Frieden.



Und so geht es auf Anhöhen und Wälder hinüber Richtung Rechenau, immer am Fuße des Brünnstein und in Sichtweite des Wilden Kaiser auf der anderen Seite des Tales.


Mein Laufrhythmus kommt ganz schön durcheinander. Dauernd bleib ich stehen, genieße des Aus- und den Anblick, das "hier und jetzt". Kaum bin ich ein paar Meter weiter, geht das gleiche Spiel von vorne los. Aber ich hadere nicht damit. Ich hab keine bestimmte Zeit zu laufen, kein Druck und keine Konkurrenz. Ich bin nur zum genießen hier, und das mache ich. Ich hab keinen Hunger. Wasser läuft auf meinem Rücken im Trinkrucksack mit, ab und an nehme ich aus meinem Energiefläschchen einen Schluck mit konzentrierten Kohlenhydraten in Form von EnergieGel (aufgemischt mit Wasser), das wars. Laufen, genießen, ab und an Musik hören, fertig.
Der Weg führt dann hinunter ins Gießenbachtal, an der Klamm vorüber und dann in einem langen Aufstieg hinauf zu ein paar Almen (Name vergessen, schönste Gegend) und schließlich zum höchsten Punkt der Tour, der Wirtsalm.

Hier schaut man zurück zum Brünnstein (von hier aus Richtung Osten)...


und im Westen liegt das Sonnenwendjoch, die Rotwand und hinter der Wirtsalm gehts hinunter in das Ursprungstal, welches anschließend nach Bayrischzell zurückführt.



Aber erst einmal genieße ich den Augenblick, die angenehmen Temperaturen in der Sonne, den Ausblick, die Ruhe um mich und in mir.


Bis zur Gießenbachklamm war alles Genußtour, und der Teil oberhalb der Klamm bis zur Wirtsalm ist eigentlich mein Favorit auf der Tour. Andererseits ist der Anstieg bis zur Wirtsalm eine erhebliche sportliche Herausforderung. Auf dem Fahrrad ist sie nonstop und ohne Unterbrechung nicht wirklich zu fahren, denn die steilsten Stücke kommen erst im obersten Teil des Aufstieges. Hier ist der Weg durch den Wald so steil, dass sie die Fahrrinnen an den steilsten Stellen mit Asphalt aufgefüllt haben.


Auf einer Strecke von 6km geht es von 700hm auf 1300hm hinauf. Ich brauche dazu etwa 45min. Kein Rennen, kein Superwert - war auch nicht beabsichtigt. Trotzdem, nach all dem Genuß ein kleiner sportlicher Akzent. Nicht anhalten, nicht gehen, keine Pause, sondern durchziehen. Langsam, aber beständig. Hat Spass gemacht !

Nach einer kleinen Pause geht es hinab ins Ursprungstal, vorbei an Zeugen der Kälte der letzten Tage und Nächte.



Zurück geht es dann durch das Ursprungstal nach Bayrischzell. Immer im Tal, in der Nähe der Strasse. Aber es ist ruhig heute, wenig Verkehr, alles gut.


Alles in allem ein herrlicher Lauf. 35km, etwa 1.400hm, 5h. Solo. 
Keine Rekorde, keine Hektik, keine Anspannung. Nix zu beweisen und einfach so. Einer der schönsten Läufe in diesem Jahr. Ich bin etwas müde, nicht aber erschöpft oder "k.o." Ich war schon in besserer Lauf-Verfassung als heute, aber auch in schlechterer.
Und ganz sicher hab ich die Runde nicht zum letzten mal gemacht. Wenn ich mal kurz vor dem JUNUT 2017 im April einen prima Abschlusspunkt für die Vorbereitung setzen möchte, dann werde ich vom Ursprungstal wieder hinauf zum Rotwandhaus laufen, dort ein alkoholfreies Weizen trinken und anschließend über das Taubensteinhaus hinunter nach Bayrischzell. Das werden noch ein paar Höhenmeter und Kilometer mehr sein. Da hab ich jetzt schon Lust drauf. Und ich brauche ja Ziele fürs neue Jahr...